Zusammenfassung
Ziel der Studie U-Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen sind zentrale Vorsorgemaßnahmen des Kindesalters,
wobei bisher keine quantitativen Angaben zu deren wechselseitiger Akzeptanz vorlagen.
Ziel dieser Studie war die Quantifizierung dieser Verteilungsmuster und Identifikation
von Assoziationen zwischen Vorsorgeuntersuchungen und definierten Routineimpfungen
bei Einschulungskindern unter Berücksichtigung des sozialen Umfeldes.
Methodik Im Rahmen der Schuleingangsuntersuchungen 2015 wurden unter anderem die dokumentierte
U-Vorsorgeuntersuchungen und Routineimpfungen auf Stadtebene erfasst. Begleitend wurde
ein freiwillig auszufüllender Proxy-Fragebogen an die Fürsorgeberechtigten der Einschulungskinder
ausgegeben, um ergänzend Merkmale der familiären Lebensverhältnisse zu erfassen. Unter
Verwendung von SPSS 25.0 wurden die Teilnahmequoten aller U-Vorsorgeuntersuchungen
und definierter Routineimpfungen nebst spezifischer Kreuzprävalenzen und Risikoschätzer
errechnet.
Ergebnisse Von den 407 Einschulungskindern wurden bei 76,8% der Vorschulkinder beide Präventionsmaßnahmen
vollständig durchgeführt, wobei innerhalb der gesamten Studienkohorte von 280 (68,8%)
ein Zusatzfragebogen abgegeben wurde. Am häufigsten hatten in Deutschland geborene
Kinder zu 70,3% und zu 69,7% mit deutscher Nationalität komplette Vorsorgeuntersuchungen
mit zugleich vollständigem Impfstatus. Hinsichtlich des familiären Umfeldes hatten
Kinder mit Geschwistern (17,5%), Kinder mit getrenntlebenden Elternteilen (13,3%)
und Familien mit bis zu 4 näheren Angehörigen (7,1%) deutlich seltener alle Vorbeugemaßnahmen
komplett als andere. Die stärksten Assoziationen in Hinblick auf unvollständige Vorsorgeuntersuchungen
waren für ein nichtdeutsches Geburtsland des Kindes (OR=7,95) und für eine nichtdeutsche
Nationalität mindestens eines Elternteiles (OR=4,52) vorzufinden.
Schlussfolgerungen Die identifizierten Verteilungsmuster und Assoziationen lieferten neue Erkenntnisse
für die Etablierung von risikogruppenspezifischen Maßnahmen zur Steigerung der Akzeptanz
sowohl bei U-Vorsorgeuntersuchungen als auch in Hinblick auf definierte Routineimpfungen.
Dadurch kann eine bedarfsoptimierte Gesundheitsversorgung bei Kindern im Sinne eines
sozialkompensatorischen Ansatzes ermöglicht werden.
Abstract
Aim of the study Preventive screenings and vaccinations are essential health protecting measures in
childhood, but no quantitative data on mutual distribution patterns of acceptance
are available. The aim of the study was the quantification of distribution patterns
and the identification of associations between preventive check-ups and defined routine
vaccinations for children starting school, taking into account the social environment.
Methods The 2015 school entrance health checks included documented preventive screenings
and routine vaccinations on a city-wide basis. In addition, a voluntary proxy questionnaire
was distributed to persons entitled to care for the children starting school in order
to record additional characteristics of family living conditions. We used SPSS 25.0
to calculate participation rates for all screenings and defined routine vaccinations
as well as specific cross-prevalences and associations.
Results Of the 407 children starting school, both prevention measures were carried out in
76.8%; additional questionnaires were distributed to those in charge of 280 (68.8%)
of these children. Full preventive check-ups with complete vaccination status at the
same time were observed in 70.3% of children born in Germany and 69.7% of children
born in Germany with German nationality. In terms of family environment, children
with siblings (17.5%), children with separated parents (13.3%) and families with up
to four close relatives (7.1%) were significantly less likely than others to have
completed all preventive measures. Incomplete preventive medical examinations were
strongly associated with a child not born in Germany (OR=7.95) and with both parents
with a non-German Nationality (OR=4.52).
Conclusion The distribution patterns and associations identified provide new insight for the
establishment of measures specific to risk groups to increase acceptance of screenings
and defined routine vaccinations. This can allow for needs-optimised health care for
children based on the principle of social compensation.
Schlüsselwörter Vorsorgeuntersuchungen - Routineimpfungen - Prävalenzen - Einschulungskinder - gesundheitliche
Ungleichheit
Key words Screening - Routine vaccinations - Prevalences - Children starting school - Health
inequality